Um seinen Körper und die (hormonellen) Vorgänge, die die Voraussetzung für eine Schwangerschaft sind, besser zu verstehen, ist es unerlässlich zumindest ein gewisses Grundwissen zu den Abläufen im weiblichen Zyklus zu kennen.
Vielen Frauen fällt es dadurch einfacher, bei Kinderwunsch die fruchtbare Zeit zu erkennen und somit die Chancen auf eine Schwangerschaft zu erhöhen.
Ich möchte euch im nachfolgenden Blogbeitrag eine kurze Einführung in die weiblichen Hormone im Zyklusverlauf geben.
Die Hormone in der ersten und zweiten Zyklushälfte
Der Zyklus einer Frau wird durch das Zusammenspiel verschiedener Hormonstoffe bestimmt. Wenn in der ersten Hälfte im Zyklus das weibliche Geschlechtshormon Östrogen und die östrogen abhängigen Hormonstoffe FSH und LH für den Eisprung und die Eizellenreifung sorgen, dann überwiegt in der zweiten Zyklushälfte das Progesteron Hormon.
In der ersten Zyklushälfte (erster Tag der Periode vor dem Eisprung) ist FSH als follikelstimulierendes Hormon für die Follikelreifung in den Eierstöcken verantwortlich. Die Follikel wiederum erzeugen das wichtige weibliche Geschlechtshormon Östrogen, das kurz vor der vollumfänglichen Eireifung die Ausschüttung des luteinisierenden Hormons (LH) stimuliert und so optimale Befruchtungsbedingungen schafft (Zervixschleimdurchlässigkeit und Zervixdilatation). Wenn der Östrogenspiegel zu niedrig ist, kommt es nicht zum Eisprung und damit auch nicht zur eventuellen Befruchtung.
Die zweite Zyklushälfte wird Gelbkörperphase oder auch Lutealphase genannt. Ihre Bezeichnung verdankt sie dem Gelbkörper, der sich aus der Eihülle entwickelt, die nach dem Eisprung im Eierstock verbleibt. Der Gelbkörper erzeugt das Progesteron Hormon sowie etwas Östrogen. Progesteron ist neben Östrogen eines der wichtigsten weiblichen Sexualhormone, besonders bei Kinderwunsch, denn es beeinflusst die Gebärmutterschleimhaut so, dass eine Einnistung der befruchteten Eizelle an die Gebärmutterwand möglich wird. Mit einem hohen Progesteronspiegel kann die Einnistung gefördert werden.
Einige Frauen beobachten in der zweiten Zyklushälfte in ihrer Temperaturkurve den sogenannten Östrogenabsacker oder auch Einnistungsrückgang. Dies ist ein leichter Temperaturabfall auf oder sogar knapp unterhalb der Coverline. Auch triphasische Temperaturkurven, bei denen die Temperaturkurve nach dem ersten Anstieg noch ein zweites Mal ansteigt, kommen regelmäßig vor. Dies hängt an dem komplexen Zusammenspiel der beteiligten Hormone und kommt sowohl in Schwangerschafts- als auch in Nicht-Schwangerschaftszyklen vor.
Je nach der individuellen Zykluslänge dauert die zweite Zyklushälfte durchschnittlich zwölf bis vierzehn Tage. Sie beginnt direkt nach dem Eisprung und endet am letzten Tag vor der nächsten Zyklusperiode. Während dieser Zeit ist die Körpertemperatur leicht erhöht. Dieser minimale Anstieg wird durch Progesteron verursacht und bleibt bis in die frühe Schwangerschaft bestehen. Wenn während des Zyklus eine Schwangerschaft eintritt, wird Progesteron benötigt, um die Schwangerschaft aufrechtzuerhalten. Kommt es nicht zu einer Befruchtung, bildet sich das Corpus luteum am Ende der zweiten Zyklushälfte zurück und damit auch die Produktion von Progesteron. Die Gebärmutterschleimhaut wird abgestoßen und die Menstruation beginnt. Seit einigen Jahren greifen viele Frauen vermehrt auf Menstruationstassen als Alternative zu handelsüblichen Tampons zurück. Dies hat oft den Vorteil, dass die Frauen während ihrer Periode weniger Schmerzen haben und diese Zeit insgesamt als weniger belastend empfinden.
Welche Voraussetzungen müssen für Eisprung und Schwangerschaft geschaffen sein?
Kurz vor dem Eisprung bewirkt die Ausschüttung von Östrogen einen schnellen Anstieg des LH-Hormons. Zusammen mit dem bereits erhöhten Progesteron löst LH zehn bis zwölf Stunden später den Eisprung aus. Dies bedeutet, dass eine reife Eizelle aus dem Eierstock freigesetzt wird und durch den Eileiter wandert. Der Eisprung ist eine notwendige Bedingung für die Befruchtung einer weiblichen Eizelle durch ein männliches Spermium. Das Ei kann noch etwa 12-24 Stunden nach dem Eisprung befruchtet werden.
Die Befruchtung funktioniert nur während des Eisprungs, dabei ist das Zeitfenster sehr klein, da eine Frau nur zu einem bestimmten Zeitpunkt im Monat schwanger werden kann. Genauer gesagt kann die Befruchtung nur während des Eisprungs stattfinden. Mit einem Eisprungrechner (z.B. Windelprinz) kannst du deine fruchtbaren Tage und den ungefähren Eisprungtermin rechnerisch eingrenzen. Für die weitere und genauere Eingrenzung sorgen spezielle Tester, die sogenannten Ovulationstests oder ein Verfahren zur Messung der Basaltemperatur, bei dem die fruchtbare Zeit anhand der Körpertemperatur bestimmt wird. In der Regel ist es jedoch wahrscheinlicher, dass du zwischen dem 9. und 16. Tag eines 28-Tage-Zyklus schwanger wirst.
Neben der Temperatur sollte täglich die Konsistenz von Zervixschleim (Billings-Methode) und Muttermund kontrolliert werden. Beide liefern zusätzliche Informationen über den Eisprung und die besten Tage für eine Empfängnis. Das beste Alter für die Empfängnis liegt zwischen 20 und 30 Jahren. Nach dem 30. Lebensjahr nimmt die Fruchtbarkeit der Frau ab und damit auch die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden. Es erhöht auch das Risiko von Fehlgeburten oder Fehlbildungen des Embryos. Das Problem des Alters trifft Frauen etwas früher, aber auch Männer müssen damit rechnen, dass ihre Fruchtbarkeit mit zunehmendem Alter ab etwa 40 Jahren abnimmt.
Welche hormonellen (krankheitsbedingten) Störungen können vorkommen?
Da der Menstruationszyklus einer Frau sehr eng mit dem Hormonhaushalt zusammenhängt, ist bei etwa 30-40 Prozent der Frauen die Ursache der Unfruchtbarkeit eine hormonelle Störung. Wenn der weibliche Hormonhaushalt nicht reibungslos funktioniert, führen folgende Probleme zu Unfruchtbarkeit:
- Der Eisprung findet nicht statt (Anovulation).
- Eine Frau produziert zu wenig oder gar keine Eizellen.•
- Die Konsistenz des Zervixschleims (im Bereich des Muttermundes) erschwert das Eindringen von Spermien.
- Der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut für die Einnistung einer befruchteten Eizelle erfolgt nicht.
- In der zweiten Zyklushälfte wird nicht ausreichend Progesteron produziert, eine sogenannte Gelbkörperschwäche oder auch Lutealinsuffizienz.
- Hormonelle Störungen des Menstruationszyklus können unterschiedlich sein: Manchmal verlängert sich der Menstruationszyklus (Oligomenorrhoe) oder verkürzt sich (Polymenorrhoe) oder der Menstruationszyklus bleibt ganz aus (Amenorrhoe).
Hormonelle Störungen als Ursache der weiblichen Unfruchtbarkeit betreffen in vielen Fällen Sexualhormone wie Prolaktin, Östrogen, Gonadotropin und das Gelbkörperhormon Progesteron. Zum Beispiel haben Frauen, die stark übergewichtig (adipös) sind, oft erhöhte Testosteron- und Östrogenspiegel im Blut. Auch Untergewicht kann sich durch ein Ungleichgewicht der Sexualhormone negativ auf die Fruchtbarkeit auswirken. Manchmal ist die Ursache für Unfruchtbarkeit bei Frauen das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS). In einigen Fällen verursacht das sogenannte Porlaktinom – ein gutartiger Tumor der Hirnanhangsdrüse – eine vermehrte Ausschüttung von Prolaktin im Gehirn und stört dadurch den Eisprung.
Das PCOS-Syndrom (polyzystisches Ovarialsyndrom) ist eine der häufigsten hormonellen Störungen bei Frauen im gebärfähigen Alter. Es wird geschätzt, dass etwa fünf bis zehn von hundert Frauen am polyzystischen Ovarialsyndrom leiden. Dabei handelt es sich um eine hormonelle Störung, die mit zahlreichen Beschwerden einhergeht. Anzeichen für dieses Krankheitsbild können vermehrte Gesichts- und Körperbehaarung, eine seltene oder ausbleibende Monatsblutung, Akne und letztendlich ein unerfüllter Kinderwunsch sein. PCOS kann auch zu chronischen Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, zu Typ-2-Diabetes und zu Unfruchtbarkeit führen. Daher ist eine frühzeitige Diagnose und Behandlung wichtig.
Neben den Sexualhormonen sind auch die Schilddrüsenhormone sehr häufig für die Unfruchtbarkeit bei Frauen verantwortlich. Eine Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose) führt vor allem zu Fehlgeburten. Eine Unterfunktion der Schilddrüse stört die Produktion des luteinisierenden Hormons und Prolaktins, was zu Problemen mit dem Eisprung führen kann. Außerdem verursacht eine Störung des Insulinstoffwechsels bei Diabetes weibliche Unfruchtbarkeit (Insulin ist ein Hormon, das den Blutzuckerspiegel senkt).
Wie unterscheiden sich die Hormone bei einer erfolgreichen Einnistung von einem normalen Zyklus, der in der Periode endet?
Humanes Choriongonadotropin (kurz hCG) wird fast ausschließlich von der Plazenta in die Blutbahn abgegeben. Aus diesem Grund basieren die heute üblichen Schwangerschaftstests auf dem Nachweis von hCG im Urin. Wie Progesteron ist hCG ein schwangerschaftsunterstützendes Hormon, das auch die Gebärmutterschleimhaut schwächt und es einer befruchteten Eizelle erleichtert, sich einzunisten. Während die Plazenta nicht voll funktionsfähig ist, regt hCG die Bildung von Schwangerschaftshormonen im Gelbkörper an.
Der HCG-Spiegel ist oft besonders hoch bei Frauen, die in der Frühschwangerschaft unter schwerer morgendlicher Übelkeit leiden. hCG verursacht bei manchen Frauen in der Frühschwangerschaft eine leichte, meist unproblematische Überfunktion der Schilddrüse. In der Tat können einige Frauen die Einnistung spüren, weil der Bauch mehr oder weniger gedehnt ist. Dieses Symptom wird auch als Einnistungsschmerz bezeichnet. Dieses Zeichen ist jedoch nicht sehr eindeutig.
Oder es gibt eine kleine Schmierblutung: Dies liegt daran, dass die Gefäße in der Gebärmutter während des Einnistungsprozesses verletzt werden. Blutungen beunruhigen Frauen, die auf eine Schwangerschaft hoffen, weil sie glauben, dass dies ein Vorbote ihrer nächsten Periode ist. Entgegen der Regel ist die Einnistungsblutung sehr kurz und äußerst leicht.
Die meisten Frauen bemerken die Einnistung nicht einmal, die in Ihrem Körper stattfindet. Andererseits können sie nach einigen Tagen die ersten Schwangerschaftsanzeichen wie Geruchsempfindlichkeit oder Müdigkeit bemerken. Sobald das hCG-Hormon produziert wird, merken empfindliche Frauen schnell, dass etwas „nicht stimmt“.
Schwangerschaftstests können eine Schwangerschaft frühestens 5-7 Tage nach der Befruchtung in den fruchtbaren Tagen feststellen. Damit der Körper mit der Produktion des Hormons hCG beginnt, muss der Gelbkörper bereits ausgeschieden worden sein. Jeden Tag verdoppelt sich die hCG-Konzentration, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass eine Schwangerschaft durch einen Test festgestellt wird. Frauen können also ein oder zwei Tage nach der Einnistung mit dem Testen beginnen, aber die Effizienz liegt zu diesem frühen Zeitpunkt noch bei etwa 60 %. Das bedeutet, dass immer noch 40 % der Schwangeren ein negatives Testergebnis erhalten.
Mögliche Ursachen für eine lange 2. Zyklushälfte?
Man spricht von einer zu langen 2. Zyklushälfte, sobald diese länger dauert als 17 Tage. Das kann zu einem Beispiel auf Hormonstörungen wie PCOS zurückzuführen sein. Ist der letzte Eisprung länger her, könnte es aber ebenfalls bedeuten, dass du schwanger bist und es nur mehr nicht bemerkt hast. In sehr seltenen Fällen können Gelbkörperzysten ebenfalls eine lange zweite Zyklushälfte verursachen. Wenn du dir unsicher bist und eine Schwangerschaft ausgeschlossen, ist in jedem Fall ein Besuch bei deinem Gynäkologen ratsam.
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