Auch wenn es schwer ist, sich von einem lieb gewonnenen Ritual zu verabschieden, liegt die Ursache vom nächtlichen Aufwachen oft an der Einschlafsituation und wird begünstigt durch das Beenden vom Einschlafstillen. Irgendwann ist sie da, die erste Nacht in dem das Baby endlich das erste Mal durchschläft. Manchmal kommt es von alleine. Manchmal sind ein paar kleine Änderungen beim Abendritual und Einschlafen von Nöten, um diesen Prozess ein kleines bisschen zu beschleunigen.
Im ersten Teil habe ich beschrieben, wie sich bei uns der Babyschlaf im ersten dreiviertel Jahr entwickelt hat und warum ich irgendwann an dem Punkt war, an dem ich etwas ändern wollte. In diesem zweiten Teil beschreibe ich, wie wir es Schritt für Schritt geschafft haben, Mini an das selbständige Einschlafen im eigenen Bett zu gewöhnen und welche positiven Auswirkungen dies auf sein Schlafverhalten hatte.
Schlafassoziationen können schön, aber auch hinderlich sein
Bei meinen Recherchen stoß ich auf viele moderne und bedürfnisorientierte Schlafberatungen. Sehr weiter geholfen hat mir hierbei der Schweizer Blog von “süße Babyträume”.
Hier wird der Zusammenhang zwischen dem nächtlichen Aufwachen und den sogenannten Schlafassoziationen beschrieben:
Wenn Kinder es gewohnt sind, im Arm, tragend, auf dem Gymnastik-Ball oder ähnlich einzuschlafen, dann verlangen sie diese Einschlafsituation auch wenn sie nachts aufwachen. Das ist im Übrigen ganz normal, denn auch wir Erwachsenen wachen nachts häufiger mal auf.
Für mich klang das sehr logisch. Also versuchten wir langsam, aber bestimmt etwas an der Einschlafsituation von Mini zu ändern und vor allem das Einschlafstillen zu beenden.
Wie sah unser Abendritual vorher aus?
Unsere Abendroutine sah bisher wie folgt aus: Nach dem Abendbrot wurde noch eine Runde gespielt bevor es dann in sein Zimmer ging. Der Papa wünschte Mini eine gute Nacht und ging dann aus dem Zimmer raus. Ich machte die Spieluhr an und fing langsam an ihn bettfertig zu machen.
Im Schlafsack habe ich ihn dann auf einem Sessel in seinem Kinderzimmer sitzend in den Schlaf gestillt.
Gerade in dem Einschlafstillen, was wir beide doch eigentlich sehr genossen haben, lag im Nachhinein wohl eine Hürde. Mini schaffte es nämlich auch nachts nur mit stillen wieder einzuschlafen. Also beschloss ich, mich als allererstes an diese „Baustelle“ zu machen und das Einschlafstillen zu beenden.
Einschlafstillen beenden: Die Pantley Methode des sanften Ablösen
Ich googelte noch ein bisschen weiter und stieß auf die Pantley Methode des sanften Ablösen. Zusammengefasst geht es hierbei darum, sobald das Kind beim Einschlafstillen aufhört zu trinken und nur noch nuckelt, sanft mit dem kleinen Finger das Saugvakuum zu lösen. So gewöhnt man das Kind daran, dass es auch ohne Nuckeln und Saugen einschlafen kann. Zu Anfang wartet man, bis das Kind fast schon eingeschlafen ist. Nach und nach steigert man es, bis man das Kind irgendwann relativ wach ablöst.
Voller Tatendrang begann ich den ersten Abend mit der Methode und es ging einfacher als gedacht. Auch wenn es am Anfang ein bisschen Geduld verlangt. Ich löste ihn jeden Abend immer ein bisschen eher ab und somit wurde auch das Einschlafstillen beendet.
Als ich nach circa einer Woche an dem Punkt angekommen war, dass er verhältnismäßig wach, aber dennoch müde und schläfrig nach dem Ablösen langsam auf meinem Arm in den Schlaf fand, ging ich zu Schritt zwei über.
Ab jetzt soll Mini “alleine” einschlafen
Im zweiten Schritt habe ich dann unser Ritual umgestellt. Das hatte zum Ziel, dass Mini nicht mehr das Stillen und Schlafen eng miteinander verknüpft, sondern sich daran gewöhnt, dass diese beiden Dinge auch getrennt voneinander funktionieren. Ich fing also an, bevor es abends in sein Zimmer ging, ihn vor dem Schlafengehen ein letztes Mal im Wohnzimmer zu stillen. Am Anfang wollte er das nicht wirklich. Zu abgelenkt war er von all den Reizen und der Helligkeit. Aber auch hier zahlte sich Geduld aus und so hatten wir nach zwei bis drei Tagen eine neue Routine für ihn geschaffen.
Statt ihn nun auf seinem Sessel mit dem Stillen in den Schlaf zu begleiten, tat ich das jetzt zwar weiterhin in meinem Arm, aber diesmal ohne Stillen, sondern nur mit Kuscheln. Die ersten Abende erntete ich hierfür Protest und auch ein paar Tränen. Darauf war ich aber vorbereitet, denn ich wusste, dass sich auch für die Kleinen hier eine schöne Gewohnheit ändert. Es missfällt ihnen natürlich, aber wenn man dann diese Tränen bedürfnisorientiert begleitet, wird es schnell besser.
In den darauffolgenden Wochen reduzierte ich den Körperkontakt beim Einschlafen immer ein bisschen mehr. Zuerst ging es vom Arm auf dem Sessel in den Arm in seinem Bett. Danach legte ich ihn alleine in sein Bett und streichelte seinen Rücken. Am Ende musste ich nur noch die Hand halten.
Rückschläge sind normal und gehören dazu
Gerade nach aufregenden Tagen funktionierte es mal wieder nicht so gut. Dann habe ich ihn noch einmal hochgenommen, mit ihm gekuschelt. Wurde er dann wieder schläfrig, habe ich ihn erneut in sein Bett gelegt. Es gab Abende, da habe ich dieses Prozedere fünf bis zehn Mal wiederholt. Aber auch hier zeigte sich: Durchhaltevermögen und Geduld zahlen sich aus.
Zu empfehlen ist, dass man mit der leicht veränderten Einschlafsituation am besten immer beim ersten Schlaf des Tages morgens oder mittags anfängt. Zu dem Zeitpunkt ist der sogenannte Einschlafdruck am höchsten ist und die Kinder akzeptieren das Beenden des Einschlafstillens am ehesten.
Insgesamt zog sich der ganze Prozess etwa über 4 Wochen. Ich habe aber bereits nach dem Beenden des Einschlafstillens, also nach der ersten Woche gemerkt, dass die Nächte anfingen ruhiger zu werden. Insbesondere das abendliche wieder Aufwachen nach dem Einschlafen wurde viel besser. Mein Mann und ich konnten auch mal wieder ruhige Abende zu zweit genießen, ohne das ständig immer einer zurück ins Kinderzimmer musste.
Gerade am Anfang dachte ich, das funktioniert niemals. Mein Kind wird niemals allein einschlafen. Doch ich muss euch sagen, irgendwann funktioniert das plötzlich. Man ist selbst ganz erstaunt und weiß im ersten Moment nicht so recht, ob das Kind jetzt wirklich gerade einfach so eingeschlafen ist. Ein weiterer Punkt, der es bei uns dann noch mal ein Stück besser gemacht hat, war die Verwendung einer Gewichtsdecke für Babys in Form eines gewichteten Schlafsacks von babydeepsleep.
Natürlich haben wir immer mal wieder Phasen, wo es wieder häufiger zum Aufwachen kommt, wenn etwa Bauchschmerzen oder Zähne Probleme bereiten. Insgesamt ist sein Schlaf nach den Veränderungen deutlich entspannter geworden.
Was sind eure Erfahrungen mit dem Beenden des Einschlafstillens? Habt ihr Tipps, wie man es noch umsetzen könnte?
12 Kommentare
Tina
18.05.2021 um 20:16Hallo Annika. Ein schöner Artikel. Danke dafür. Genau das gleiche mache ich nun den 3. Abend. Natürlich auch mit großem Protest. Heute war er tagsüber auch sehr sehr anhänglich und wollte ständig an meine Brust. Hat regelrecht an mir geklebt. Hast du das auch beobachtet? Eine Frage zu den Nächten. Stillst du dein Baby nachts dann noch wenn es aufwacht oder bietest du ihm nur Wasser an? Viele Grüße. Tina
Annika
25.05.2021 um 6:38Hallo Tina,
wie alt ist dein Baby? Bei mir war mein Sohn auch kuschel bedürftiger, dass er mehr gestillt hat, daran kann ich mich gerade nicht mehr bewusst erinnern. Als ich das Einschlafstillen beendet habe, habe ich nachts dennoch weiter gestillt. Wasser hat er erst ab dem Zeitpunkt nachts bekommen, wo er sich wegen einer erneuten Schwangerschaft mit 1,5 Jahren von alleine abgestillt hat. Ich hoffe, ich konnte dir zwar leicht verspätete, aber dennoch weiterhelfen?
Lieben Gruß, Annika
Sonia
09.11.2021 um 19:14Hallo Annika,
Wie alt war dein Kind damals? Meine Tochter ist 4 Monate alt und ich versuche auch gerade wenig erfolgreich das Einschlafstillen zu beenden. Vorher hat sie immer getrunken an der Brust und sich dann alleine „abgelöst“. Ich konnte sie dann im dösigen Zustand in ihr Bett legen und alles war gut. Seit ca. 4 Wochen ist sie aber wenn sie nicht müde genug ist bzw. Nach dem Erwachen in der Nacht (vor allem in den frühen Morgenstunden) zur „Dauernucklerin“ mutiert. Sie schläft auch allgemein schlechter was wahrscheinlich mit der Schlafregression im 4. Monat zu tun hat. So sehr ich das Stillen mag und eigentlich das Einschlafstillen als schnelle Einschlafmethode schätze stört mich das Dauergenuckel an der Brust total und ich habe mir auch schon das Buch von Pantley gekauft und probiere die Pantley Methode aus. Bisher jedoch leider sehr wenig erfolgreich. Sobald ich sie von der Brust löse fängt sie an zu suchen und ich muss sie wieder ran lassen. Wenn sie dann doch mal ohne Brust einschläft und in meinen Armen liegt wacht sie spätestens dann auf wenn ich sie wieder in ihr Bett lege. Bisher habe ich dann nach 3x Ablegeversuch im Bett aufgegeben und habe sie nuckeln lassen bis sie schläft oder ich habe das Schlafen ganz aufgegeben und wir sind endgültig aufgestanden weil sie strahlend und wach im Bett lag. Langsam verzweifel ich und frage mich ob sie mit 4 Monaten nicht vielleicht einfach zu jung ist. Sie ist seither übrigens auch tagsüber viel anhängliche rund lässt mich kaum mehr was alleine erledigen.
LG Sonia
Annika
16.11.2021 um 9:55Hallo Sonia,
mein Kind war damals 8,5 Monate alt, also doch deutlich älter als deine Tochter. Allerdings kann ich dir nicht sagen, ob es mit dem Alter zu tun hat oder vielleicht auch einfach abhängig vom Kind ist. Den einzigen Tipp, den ich dir geben kann, ist tatsächlich durchhalten und immer wieder probieren. Wir haben auch einige Anläufe gebraucht, bis es damals geklappt hat.
Lieben Gruß,
Annika von Herzens-Mama
Josi
29.07.2022 um 19:43Hallo Annika,
Ich habe die gleichen Sorgen wie du, mein Kleiner ist jetzt knapp 7 Monate und schläft seit er 12 Wochen alt ist nur an der Brust ein. Und das natürlich auch nachts, wenn er mal wach wird. Es ist kräftezerend, das merke ich jetzt langsam, deshalb möchte ich etwas ändern.
Was hat du gemacht, wenn dein Kleiner geweint hat? Hast du auch mal gesagt, “jetzt gebe ich dir doch die Brust” damit er sich einfach beruhigen konnte oder warst du durchweg konsequent und beim weinen einfach für ihn da bis er geschlafen hat?
Schläft er jetzt immer noch alleine ein oder wünscht du dir auch mal das Einschlafstillen zurück? (Was ich bei vielen Mamis auch schon gelesen habe…)
Liebe Grüße
Annika
29.07.2022 um 20:00Hallo Josi,
Ich habe es ganz sanft gemacht. Wenn er sich nicht einfach beruhigen lies oder stark angefangen hat zu weinen, dann habe ich ihm natürlich auch mal wieder die Brust gegeben. Es ist eine schrittweise Abgewöhnung und auch kleine Rückschritte gehören dazu. Mittlerweile ist er drei, aber ja, das mit dem Einschlafstillen habe ich mir damals ab und zu zurück gewünscht. Insgesamt muss ich aber sagen, dass mir mein Schlaf auch sehr wichtig war/ist. Im Nachhinein bereue ich nicht, es so gemacht zu haben und würde es immer wieder so machen.
Alles Gute euch 😊
Ann-Kristi
04.02.2023 um 13:37Hallo Annika, danke für deinen tollen Bericht. Das ist echt eine super Hilfe! Eine Frage: Hast du mit dieser “Strategie” bei einem Schlaf angefangen, bspw. dem ersten Tagschlaf oder den Abendschlaf oder hast du es direkt bei allen Schlafsituationen so gemacht?
Viele liebe Grüße!
Annika
04.02.2023 um 13:46Hallo Ann-Kristin, ich habe damit bei dem ersten Tagschlaf begonnen. Erfahrungsgemäß ist es dort immer am einfachsten, weil der Schlafdruck am höchsten ist. Dann habe ich es stückweise erweitert auf die anderen Schlafsituationen und am Ende es dann auch für den Nachtschlaf probiert.
Lieben Gruß, Annika
Ann-Kristin
04.02.2023 um 14:33Oh danke für die schnelle Antwort! Und mit den anderen Schlafsituationen hast du erst gestartet, als dein Kleiner den ersten Tagschlaf “ganz alleine” gemeistert hat?
Liebe Grüße!
Annika
06.02.2023 um 8:35Hallo Ann-Kristin, ich habe weiter gemacht, als ich ein gutes Gefühl bei den neuen Schlafsituationen am Vormittag und am Nachmittag hat. Meistens habe ich die nächste Veränderung nach ungefähr einer Woche vorgenommen.
Lieben Gruß, Annika
Anna Majkowski
10.04.2023 um 21:33Hallo Annika. Dein Bericht macht mir Mut! Ich habe vor 4 Tagen angefangen mit dem sanften Ablösen und dachte, ich müsse es bei jeden Schlaf machen damit die Kleine (9,5 M.) sich dann besser daran gewöhnt. Ich war ziemlich deprimiert, dass ich nachts, wenn sie wach wurde und ich ihr die Brust gegeben hab, zum Teil wieder mit eingedöst bin. aber in deinem Kommentar oben hast du erwähnt, dass du es erstmal nur tagsüber versucht hast? Hast du Tipps für die Nacht? Ich hab manchmal Schwierigkeiten, den perfekten Moment zu finden und dann ist sie auch schon eingeschlafen..
Aber ich werde es weiter versuchen!!
Liebe Grüße, Anna
Annika
13.04.2023 um 13:06Hallo Anna,
entschuldige die späte Antwort, wir waren in den Osterferien und ich komme erst heute dazu, meine E-Mails abzuarbeiten.
Genau, ich habe es Schritt für Schritt gemacht und es zuerst nur tagsüber gemacht, bevor ich dann auch in der Nacht damit begonnen habe. Tatsächlich bin ich gerade in genau dem gleichen Prozess mit unserem zweiten Kind, der jetzt 18 Monate alt ist. Es ist nicht schlimm, wenn mal Phasen dazwischen sind, wenn es nicht klappt oder du gelegentlich mal wieder eindöst (passiert mir auch ständig :D). Es geht darum, so oft wie möglich, die Eiinschlafassoziation zu ändern, je häufiger, desto besser. Es ist aber überhaupt nicht schlimm, wenn es dann einmal nicht klappt, da brauchst du dich nicht zu stressen. Du wirst mit der Zeit merken, dass es langsam besser wird. Vielleicht sind auch mal Rückschritte dazwischen, aber auch das ist normal.
Ganz so, wie es für euch und euer Tempo passt.
Lieben Gruß, Annika