Manche Paare werden gleich im ersten Monat schwanger, bei etwa 75 % der Paare stellt sich die Schwangerschaft innerhalb von sechs Monaten ein.1 Wer nach einem Jahr noch nicht schwanger ist, braucht möglicherweise medizinische Hilfe.
Wie lange du brauchst, um schwanger zu werden, hängt davon ab, wie häufig du Sex hast, ob du an deinen fruchtbarsten Tagen Sex hast, wie alt du bist und ob es bei dir oder deinem Partner Probleme mit der Fruchtbarkeit gibt.
Die Chancen, sofort schwanger zu werden
Forscherinnen und Forscher aus Deutschland haben sich gefragt, wie schnell Paare schwanger werden können. Sie interessierten sich vor allem dafür, wie häufig Unfruchtbarkeit und Subfertilität sind. Subfertilität bedeutet, dass jemand länger als der Durchschnitt braucht, um schwanger zu werden, es aber schließlich ohne Hilfe schafft.
Den Forschern fiel auf, dass frühere Studien, die die Zeit bis zur Empfängnis verfolgten, wirklich unfruchtbare Paare ausschlossen. Außerdem waren frühere Studien aufgrund ihres retrospektiven Charakters verzerrt. Mit anderen Worten: Die Statistiken wurden erhoben, nachdem die Schwangerschaft eingetreten war, und nicht von Anfang an. Was ist mit all den Paaren, die nie schwanger wurden?
In dieser Studie praktizierte eine Gruppe von 346 Frauen natürliche Familienplanungsmethoden, um schwanger zu werden.2 Zur natürlichen Familienplanung gehören Dinge wie die Aufzeichnung der Basaltemperatur und die Beobachtung des Zervixschleims. Mit diesen Hilfsmitteln können sie ihre fruchtbarsten Tage bestimmen.
Diese Paare wussten, an welchen Tagen sie Sex haben sollten, wenn sie schwanger werden wollten, sodass ein falsches Timing des Geschlechtsverkehrs nicht die Ursache für eine ausbleibende Schwangerschaft war. Die Ergebnisse:
- Nach einem Monat der Versuche waren 38 % schwanger.
- Nach drei Monaten waren 68 % schwanger
- Nach sechsmonatigen Versuchen waren 81 % schwanger
- Nach 12 Monaten waren 92 % schwanger
- Von 346 Frauen wurden 310 schwanger; die restlichen 10,4 % wurden nicht schwanger.
Wenn man die Frauen, die nicht schwanger wurden, aus den Studienergebnissen herausnimmt, ändern sich die Prozentzahlen. In dieser Gruppe von 310 Frauen
- 42 % wurden im ersten Monat der Versuche schwanger
- 75 % wurden im dritten Monat schwanger
- 88 % wurden innerhalb von sechs Monaten schwanger
- 98 % wurden nach 12 Monaten schwanger
Paare, die nach einem Jahr nicht schwanger werden
Was ist mit denjenigen, die nach einem Jahr nicht schwanger werden? Wenn du nach einem Jahr – oder nach sechs Monaten, wenn du 35 Jahre oder älter bist – nicht schwanger geworden bist, solltest du deinen Arzt aufsuchen und eventuell direkt nach einer Überweisung in die Kinderwunschklinik fragen.
Während 10 % der Paare nach 12 Monaten nicht schwanger werden, wird die Hälfte dieser Gruppe nach 36 Monaten schwanger. Etwa 4 % der Paare versuchen es vier Jahre lang und werden trotzdem nicht schwanger.1 Bei dieser Gruppe von Paaren ist es unwahrscheinlich, dass sie ohne ärztliche Hilfe jemals schwanger werden.
Wie lange es pro Zyklus dauert, schwanger zu werden?
Das ist eine etwas andere Frage, aber eine, die sich viele Menschen stellen. Wenn du in einem bestimmten Monat schwanger wirst, wie lange nach dem Sex ist es dann passiert?
Zunächst einmal solltest du bedenken, dass die Befruchtung der Eizelle nicht gleichbedeutend mit einer Schwangerschaft ist. Jedes Paar, das eine IVF-Behandlung hinter sich hat und einen Embryotransfer hatte, der nicht geklappt hat, kann dir das bestätigen. Damit eine Schwangerschaft eintritt, muss sich der Embryo in die Gebärmutterschleimhaut einnisten.
Zweitens können Spermien bis zu fünf Tage im weiblichen Fortpflanzungstrakt überleben.3 Das heißt, wenn du am Montag um 22 Uhr Sex hast, der Eisprung aber erst am Donnerstag um 7 Uhr morgens stattfindet, kann die Eizelle trotzdem befruchtet werden, auch wenn die Wahrscheinlichkeit geringer ist.
Wenn du jedoch am Freitag Sex hattest und am Freitag dein Eisprung stattfindet, kann die Befruchtung noch bis zu 12 Stunden dauern. Nach 12 Stunden ist es unwahrscheinlich, dass die Eizelle befruchtet wird.3 Die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, ist am größten, wenn du am Tag vor dem Eisprung Sex hast. Unabhängig davon, wann die Befruchtung stattfindet, ist die Gebärmutter zwischen 7 und 10 Tagen nach dem Eisprung für die Einnistung des Embryos vorbereitet.4
Wenn man berücksichtigt, wie lange Spermien überleben und wie lange es bis zur Befruchtung und Einnistung dauert, kannst du bereits sieben Tage nach dem Sex schwanger sein oder erst nach 15 Tagen.
Manchmal fragen sich Frauen, ob sie bereits am Tag nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr Schwangerschaftssymptome haben. Sie fühlen sich vielleicht “schwanger”, aber diese Gefühle haben nichts mit einer möglichen Befruchtung oder Schwangerschaft zu tun. Du wirst erst nach der Einnistung tatsächliche Schwangerschaftsanzeichen oder -symptome haben.
Was muss im Körper geschehen, damit du schwanger wirst?
Auf dem Weg zu einer erfolgreichen Schwangerschaft bzw. Einnistung gibt es viele Hürden zu nehmen. Zum Beispiel:
- Die Spermien müssen zum richtigen Zeitpunkt / im richtigen Zeitfenster losgeschickt werden.
- Sie müssen es durch die für sie lebensfeindliche Vagina zum Muttermund durch den Zervixschleim schaffen.
- Die Spermien müssen sich den richtigen Eileiter aussuchen (50/50 Chance) einige machen es richtig, andere nicht.
- Sie müssen es innerhalb von 12 bis 24 Stunden nach dem Eisprung zur Eizelle schaffen, danach macht sie “dicht”
- Es braucht tatsächlich mehrere Spermien um eine Eizelle zu befruchten, eins alleine reicht nicht, auch wenn nur eins reinkommt.
- Die befruchtete Eizelle muss sich teilen. In den ersten 3 bis 4 Tagen schaut sie nach den Genen, ob alles richtig übermittelt wurde. Gerade mal 25 % bis 40 % schaffen es bis zum Stadium der Blastozyste (Tag 5). Dies hängt maßgeblich von der Qualität von Eizelle und Spermium ab.
- Die Gebärmutterschleimhaut (GMSH) muss nun den richtigen Aufbau und Dicke haben, damit die Eizelle es sich da auch gemütlich machen kann.
- Selbst bei der besten GMSH nisten sich lediglich maximal ca. 40 bis 50 % der Blastozysten überhaupt ein (das liegt auch hier immer an der Qualität).
- Selbst wenn das geklappt hat, kommt es bei bis zu 20 % der Einnistungen im Anschluss zu Frühaborten. Die meisten merken es auch gar nicht, weil die meisten zeitgleich mit der Periode wieder abgehen. Man geht da tatsächlich von noch einer höheren Dunkelziffer aus.
Wie du siehst, es gehört eine Menge dazu, dass es mit der Schwangerschaft tatsächlich klappt. Daher liegen die Chancen pro Zyklus auch nur bei ca. 20 bis 25 %, auch wenn das Paar zum richtigen Zeitpunkt Sex hat.
Gründe dafür, dass du nicht schwanger wirst
Auch wenn dein Arzt dir versichert hat, dass es sechs Monate bis ein Jahr dauern kann, bis du schwanger wirst, fragst du dich vielleicht, warum es bei dir nicht schnell geht. Hier sind einige Möglichkeiten.1
- Glück. Es muss so viel passieren, damit Eisprung, Befruchtung und Einnistung stattfinden und der Embryo gesund und genetisch stabil ist. Bis zu 70 % der frühen Fehlgeburten sind auf genetische Defekte des Embryos zurückzuführen.5 (Es kann sein, dass du in diesem Fall nicht einmal weißt, dass du schwanger bist; der Verlust kann auftreten, bevor deine Periode verspätet ist.)
- Häufigkeit und Zeitpunkt des Geschlechtsverkehrs. Du brauchst dich nicht verrückt zu machen, wenn du versuchst, deine fruchtbarsten Tage (die zwei Tage vor dem Eisprung) zu erwischen.6 Wenn du aber regelmäßig keinen Sex kurz vor dem Eisprung hast oder nur selten Sex hast, kann das bedeuten, dass du mehr Zeit brauchst, um schwanger zu werden.
- Das Alter. Je älter eine Frau (und ein Mann) werden, desto länger kann es dauern, bis sie schwanger werden.6 Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass sie unfruchtbar sind – auch wenn die Wahrscheinlichkeit dafür mit der Zeit steigt. Aber mit zunehmendem Alter wird es von Monat zu Monat unwahrscheinlicher, dass du schwanger wirst. Das liegt zum Teil an der geringeren Qualität von Eizellen und Spermien, die vermehrt DNA-Fehler aufweisen.
- Gewicht. Wenn du oder dein Partner fettleibig oder stark untergewichtig sind, kann sich die Zeit, die ihr braucht, um schwanger zu werden, verlängern.1 7
- Fruchtbarkeitsprobleme. Es kann sein, dass du nicht schwanger wirst, weil es Probleme mit der weiblichen oder männlichen Fruchtbarkeit gibt.8 9 Manchmal hast du Symptome oder Risikofaktoren und weißt bereits, dass die Chancen, schnell schwanger zu werden, für dich geringer sein könnten. In anderen Fällen ist das einzige Anzeichen dafür, dass etwas nicht stimmt, dass du nach sechs Monaten bis zu einem Jahr nicht schwanger geworden bist.
Wann du dir Hilfe holen solltest
Wenn du es seit weniger als sechs Monaten versuchst, brauchst du dich noch nicht zu sorgen. Versuche es weiter. Wenn du älter als 35 bist und es seit sechs Monaten versuchst, solltest du einen Arzt aufsuchen. Da das Alter ein Faktor sein kann, ist es wichtig, dass du nicht wartest. Du kannst immer noch von allein schwanger werden! Trotzdem ist es am besten, wenn du dich untersuchen lässt.
Was ist, wenn du jünger als 35 bist, es seit sechs Monaten versuchst und nicht warten willst, bis ein Jahr vergangen ist? Manche Ärztinnen und Ärzte führen bei Frauen, die jünger als 35 Jahre sind, erst nach einem Jahr genauere Untersuchungen zur Fruchtbarkeit durch. Wenn du jedoch in jedem dieser sechs Monate zeitlich festgelegten Geschlechtsverkehr hattest, kannst du deinen Arzt vielleicht überzeugen, die Untersuchung früher durchzuführen. Eine gute Argumentationsgrundlage hierfür bieten Basaltemperaturkurven.
Wenn du es seit einem Jahr versuchst und immer noch nicht schwanger bist, solltest du unbedingt einen Arzt oder eine Kinderwunschklinik aufsuchen. Manche Paare geben die Hoffnung nicht auf und wollen sich nicht mit der Möglichkeit der Unfruchtbarkeit auseinandersetzen. Das ist völlig verständlich. Aber mit der Zeit sinken die Chancen, dass eine Fruchtbarkeitsbehandlung anschlägt. Es ist besser, früher Hilfe zu suchen.
Quellen:
- Taylor A. ABC of subfertility: Extent of the problem. BMJ. 2003;327(7412):434-6. doi:10.1136/bmj.327.7412.434
- Gnoth C, Godehardt D, Godehardt E, Frank-Herrmann P, Freundl G. Time to pregnancy: Results of the German prospective study and impact on the management of infertility. Hum Reprod. 2003;18(9):1959-66. doi:10.1093/humrep/deg366
- Merck Manual Professional Version. Fertility awareness-based methods of contraception.
- Wang H, Dey SK. Roadmap to embryo implantation: Clues from mouse models. Nat Rev Genet. 2006;7(3):185-99. doi:10.1038/nrg1808
- Hogge WA, Byrnes AL, Lanasa MC, Surti U. The clinical use of karyotyping spontaneous abortions. Am J Obstet Gynecol. 2003;189(2):397-400.
- Dunson DB, Colombo B, Baird DD. Changes with age in the level and duration of fertility in the menstrual cycle. Hum Reprod. 2002;17(5):1399-403.
- Hammoud AO, Gibson M, Peterson CM, Meikle AW, Carrell DT. Impact of male obesity on infertility: a critical review of the current literature. Fertil Steril. 2008;90(4):897-904. doi:10.1016/j.fertnstert.2008.08.026
- Abrao MS, Muzii L, Marana R. Anatomical causes of female infertility and their management. Int J Gynaecol Obstet. 2013;123 Suppl 2:S18-24. doi:10.1016/j.ijgo.2013.09.008
- Krausz C. Male infertility: Pathogenesis and clinical diagnosis. Best Pract Res Clin Endocrinol Metab. 2011;25(2):271-85. doi:10.1016/j.beem.2010.08.006
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