Immer wieder lese ich in Kinderwunschgruppen, wie hoffnungsvoll die Hibblerinnen auf den sogenannten Östrogenabsacker in ihrer Temperaturkurve der 2. Zyklushälfte warten. Vielen Frauen fällt dieser Absacker ihrer Basaltemperatur erst auf, wenn sie zum Beispiel mit Sensoren wie dem OvulaRing oder trackle NFP betreiben und somit einen genauen Einblick in ihren Zyklus bekommen.
Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass dieser Östrogenabsacker oder auch Einnistung Rückgang nach dem Eisprung ein Zeichen für eine Einnistung und somit eine daraus resultierende Schwangerschaft sei. Was es nun aber wirklich mit diesem Östrogenabsacker auf sich hat, lest ihr hier.
Östrogenabsacker – Woher kommt die Theorie?
Die Theorie rund um den Östrogenabsacker als frühes Zeichen für eine Schwangerschaft gibt es schon relativ lange, jedoch scheint sie an Interesse zu gewinnen. Dies liegt nicht zuletzt an vielen Kinderwunsch-Apps, wie zum Beispiel der Femometer App, die mir jeden Zyklus aufs Neue einen Einnistungsrückgang oder auch Implantationseinbruch diagnostiziert.
Auch ich habe mich in unserer Kinderwunschzeit an jedes kleinste mögliche Einnistungssymptom gehängt. Jedoch finde ich es sehr kritisch, wenn die Apps falsche Tatsachen vortäuschen, daher ist es Zeit etwas Licht ins Dunkle zu bringen.
Was sind die Ursachen des Absackers?
Der weibliche Zyklus resultiert aus einem komplexen Wechselspiel von hauptsächlich vier Hormonen: Östrogen und Progesteron, das luteinisierende Hormon (LH) und das follikelstimulierende Hormon (FSH).
In der ersten Zyklushälfte dominiert das Östrogen (oder auch Estradiol). Dies hält die Basaltemperatur auf einem niedrigen Niveau. Durch den Einfluss des Hormons LH rund um den Eisprung kommt es zu einem drastischen Einbruch des Östrogens. Das LH was maßgeblich am Eisprung beteiligt ist, kann man mittels Ovulationstest bestimmen.
Nach rund einer Woche kommt es noch einmal zu einem natürlichen Anstieg des Hormons Östrogen. Zeitgleich wird vom Gelbkörper nun vermehrt Progesteron ausgeschüttet und sorgt dafür, dass die Basaltemperatur ansteigt.
Treffen jetzt die beiden Hormone Östrogen und Progesteron in ähnlichen Mengen aufeinander, geschieht Folgendes:
In der Summe neutralisieren sich die Hormoneffekte. Sie gleichen sich aus. Dadurch kommt es wenige Tage nach dem Eisprung zu einem leichten Temperaturabfall knapp oberhalb der Coverline. Die Temperatur sinkt jedoch nicht wieder auf Werte unterhalb der Coverline beziehungsweise auf Werte der ersten Zyklushälfte ab.
Östrogenabsacker = Einnistungsrückgang?
Leider handelt es sich bei dem Östrogenabsacker nicht auch immer zwingend um einen Einnistungsrückgang. Der kurzzeitige Anstieg des Hormons Östrogen in der zweiten Zyklushälfte nach dem Eisprung kommt in jedem weiblichen Zyklus vor, egal ob eine Schwangerschaft daraus resultiert oder nicht.
Zeitlich fällt dieser nur zufällig auf denselben Zeitraum wie eine mögliche Einnistung. So beobachten die meisten Frauen diesen Temperaturabfall ca. an ES +7, also ca. sieben Tage nach dem Eisprung. Das eine hat aber mit dem anderen nichts zu tun. Ein klassisches Muster für die Basaltemperatur während oder nach dem Eisprung gibt es also (leider) nicht.
Wieso habe ich einen Östrogenabsacker dann nicht in jedem Zyklus?
Eine Frage, die mich auch lange umgetrieben hat. Die Antwort ist jedoch ganz einfach: Die Ausschüttung der Hormone passt nicht immer in das morgendliche Messzeitfenster bei der NFP Methode. In Zyklen, in denen der Östrogenabsacker zu finden ist, lag der Hormon-Höhepunkt wahrscheinlich im Messzeitfenster und taucht somit auf.
Was sind eure Erfahrungen mit dem Östrogenabsacker?
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