Dr. Maren Kemper, Biochemikerin und Gründerin der within supplements GmbH, ist eine leidenschaftliche Expertin für Gesundheit und das Mikrobiom. Sie möchte Menschen dazu inspirieren, bewusste Entscheidungen für ihre Gesundheit zu treffen und das volle Potenzial ihres Mikrobioms zu nutzen.
Was ist die Scheidenflora?
Unser Mikrobiom umfasst sämtliche Mikroorganismen, die in und auf unserem Körper leben. Es besteht hauptsächlich aus verschiedenen Bakterienarten, aber auch Viren und Pilze gehören dazu. Diese Mikroorganismen bilden eine komplexe Gemeinschaft, die in verschiedenen Bereichen unseres Körpers existiert, wie zum Beispiel im Darm, auf der Haut, in der Mundhöhle, im Genitaltrakt und anderen Regionen.
Das vaginale Mikrobiom, auch bekannt als Scheidenflora oder Scheidenmikrobiom, bezieht sich speziell auf die natürliche mikrobielle Gemeinschaft, die in der Vagina einer Frau vorkommt. Diese Flora besteht vor allem aus Milchsäurebakterien, insbesondere der Lactobacillus-Art. Diese Bakterien produzieren Milchsäure und andere Substanzen, um den vaginalen pH-Wert niedrig zu halten. Dadurch entsteht ein saures Milieu, das das Wachstum potenziell schädlicher Mikroorganismen hemmt. Eine ausreichende Anzahl dieser nützlichen Milchsäurebakterien in der Scheidenflora kann das Risiko von Geschlechtskrankheiten und Harnwegsinfekten verringern. Die Verwendung von Probiotika kann dabei helfen die vaginale Flora zu verbessern und damit die Immunabwehr zu unterstützen.
Hier erfährst Du, was genau Probiotika sind.
Ein gestörtes Scheidenmikrobiom
Das vaginale Mikrobiom kann sich im Laufe des Lebens und unter dem Einfluss verschiedener Umweltfaktoren verändern.
Ein ungesunder Lebensstil kann dazu beitragen, dass das Mikrobiom im Intimbereich aus dem Gleichgewicht gerät.
Symptome wie Brennen, Juckreiz oder Ausfluss können darauf hinweisen, dass das schützende Mikrobiom Unterstützung benötigt. Hormonelle Einflüsse, wie sie während Schwangerschaft, Stillzeit, der Einnahme hormoneller Verhütungsmittel oder der Behandlung von Wechseljahresbeschwerden auftreten können, beeinflussen ebenfalls die Zusammensetzung der Scheidenflora.
Die Anwendung von Antibiotika kann nicht nur unerwünschte Bakterien abtöten, sondern auch die nützlichen Laktobazillen reduzieren, wodurch der natürliche Schutz vor Infektionen verloren geht.
Daher sollte die Darmflora am besten bereits während einer Antibiotikatherapie mit der Einnahme probiotischen Bakterien unterstützt werden, denn eine intakte Darmflora sorgt im Allgemeinen auch für eine intakte Scheidenflora.
Vaginalduschen und übermäßige Reinigung des Intimbereichs können ebenfalls das natürliche Ökosystem der Scheide schädigen.
Auswirkungen einer gestörten Scheidenflora auf die Fruchtbarkeit
Milchsäurebakterien spielen eine entscheidende Rolle für ein gesundes Mikrobiom, nicht nur in der Scheide, sondern auch in der Gebärmutter. Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass sie dort die vorherrschenden Mikroorganismen sind. Es wurde festgestellt, dass Laktobazillen von der Scheide in die Gebärmutter wandern. Wenn die Scheidenflora gesund ist, stärkt dies automatisch auch das Mikrobiom der Gebärmutter.
Aktuelle Erkenntnisse haben gezeigt, dass das Mikrobiom der Gebärmutter einen entscheidenden Einfluss auf die Einnistung des Embryos und den Verlauf der Schwangerschaft hat. Hierbei spielen Laktobazillen eine bedeutende Rolle, um eine Schwangerschaft zu erreichen und sie erfolgreich bis zum Ende durchzuführen. Eine gestörte Scheidenflora kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.
Bei einer Kinderwunschbehandlung ist es daher wichtig, der vaginalen Mikrobiota und den Laktobazillen in der Gebärmutter ausreichend Aufmerksamkeit zu schenken. Eine gesunde Scheidenflora kann dazu beitragen, die optimalen Bedingungen für eine erfolgreiche Befruchtung und Einnistung des Embryos zu schaffen.
Die Rolle von Laktobazillen bei der Unterstützung einer Kinderwunschbehandlung
Verschiedene Studien haben gezeigt, dass die Erfolgsaussichten einer Kinderwunschbehandlung deutlich steigen, wenn das Mikrobiom der Scheide und der Gebärmutter gesund ist.
Ist die Scheidenflora gestört und es liegt ein Mangel an Milchsäurebakterien vor, so erfolgt die Einnistung des Embryos seltener und es kann zu einem erhöhten Risiko von Fehlgeburten führen.
Im Gegensatz dazu wurden bei Frauen, bei denen Milchsäurebakterien im Mikrobiom überwiegen, bei mehr als 60% bereits bei der ersten künstlichen Befruchtung eine erfolgreiche Einnistung des Embryos festgestellt.
Bei Frauen mit einem Mangel an Laktobazillen gelang dies hingegen nur bei 23,1%.
Die Auswirkungen auf die Geburten waren noch deutlicher. Bei Frauen mit einer hohen Anzahl von Milchsäurebakterien in der Gebärmutter brachten fast 60% ihr Kind sicher zur Welt. Demgegenüber lag diese Zahl bei Frauen mit einer milchsäurebakterienarmen Scheidenflora bei lediglich 6,7%.
Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung eines gesunden Mikrobioms für den Erfolg einer Kinderwunschbehandlung.
Die Bedeutung geeigneter Bakterien und deren Anwendung
Probiotische Milchsäurebakterien können eine vielversprechende Option zur Behandlung von Scheideninfektionen sein und in einigen Fällen sogar die Notwendigkeit von Antibiotika reduzieren. Bei der Auswahl von Probiotika zur Unterstützung der Scheidenflora gibt es jedoch verschiedene Faktoren zu beachten, insbesondere die enthaltenen Bakterienstämme und die Art der Anwendung.
Bestimmte Stämme können sich besonders gut in der Scheide angesiedelt und waren in Studien auch nach mehreren Wochen nachweisbar. Diese Bakterien können sich an die Schleimhautzellen in der Scheide und der Harnröhre anheften, den sauren pH-Wert aufrechterhalten und schädliche Mikroorganismen verdrängen.
In Studien haben sich diese Bakterienstämme sowohl bei der lokalen Anwendung als auch bei der Einnahme von Probiotika-Kapseln als wirksam erwiesen. Andere Bakterien sind möglicherweise weniger geeignet, um das Scheidenmilieu zu verbessern.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, nützliche Laktobazillen zuzuführen.
Probiotika können sowohl eingenommen als auch lokal in der Scheide angewendet werden.
Beide Methoden können das bakterielle Scheidenmilieu verbessern. Die lokale Anwendung ermöglicht es, Laktobazillen direkt vor Ort anzusiedeln. Bei der Einnahme von probiotischen Kapseln besiedeln die probiotischen Bakterien den Darm und breiten sich von dort aus in die Vagina aus.
Die regelmäßige Einnahme von Probiotika mit wertvollen, gesundheitsfördernden Bakterien hilft dabei, ein gesundes Mikrobiom sowohl in der Scheide als auch im Darm aufrechtzuerhalten.
Milchsäurebakterien werden sowohl in der Komplementärmedizin als auch in der Schulmedizin zur Vorbeugung und Behandlung von Infektionen eingesetzt. Sie unterstützen das Ökosystem von Darm und Scheide, insbesondere während der Einnahme von Antibiotika.
Die langfristige Anwendung von Probiotika hat keinen nachteiligen Effekt, sondern fördert die Gesundheit der Schleimhaut im Intimbereich.
Es ist wichtig zu beachten, dass diese Informationen allgemeiner Natur sind und keine individuelle medizinische Beratung ersetzen.
Quellen:
- Vaginal microbiota and the potential of Lactobacillus derivatives in maintaining vaginal health.
- The Way Forward in Prevention of Preterm Birth.
- The Use of Probiotics for Management and Improvement of Reproductive Eubiosis and Function.
- Evidence That the Endometrial Microbiota Has an Effect on Implantation Success or Failure.
- The Endometrial Microbiome and Its Impact on Human Conception.
- The Role of Genital Tract Microbiome in Fertility: A Systematic Review.
Keine Kommentare