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Hormonfrei verhüten in der Stillzeit

Updated 11.09.2022

Ich erinnere mich noch genau, wie ich sechs Wochen nach der Geburt unseres Kindes beim Frauenarzt zur Nachsorge gesessen habe. Die letzte Frage meiner Ärztin lautete: „Und, wie planen Sie zu verhüten? Soll ich ihnen die Stillpille verschreiben?“ „Nein! Auf  keinen Fall, nie wieder möchte ich durch die Hormone alles durcheinanderbringen“, schrie innerlich mein ganzer Körper. Für mich war klar, ich möchte hormonfrei verhüten in der Stillzeit und darüber hinaus.

Die ersten Monate mit Kind bewahrheitete sich ohnehin der Spruch meiner Oma „das beste Verhütungsmittel ist ein Kind, das zwischen euch schläft“. 

Doch irgendwann wurde es wieder Zeit für Zweisamkeit und die Frage nach der Verhütung wurde wieder aktuell. 

Hormonfreie Verhütung nach der Geburt

Ich begann mich wieder mehr mit den unterschiedlichen Möglichkeiten der hormonfreien Verhütung auseinanderzusetzen und landete schnell erneut bei NFP. Was vor der Schwangerschaft hervorragend funktioniert hat, sollte doch umgekehrt zur Verhütung genauso gut funktionieren.

Möchte man NFP in der Stillzeit anwenden, gibt es ein paar Besonderheiten zu beachten. Es ist nämlich ein Mythos, dass man in der Stillzeit nicht schwanger werden kann. Zum Glück gibt es jedoch ein paar definierte Regeln, mit denen du auch in der Stillzeit sicher und hormonfrei verhüten kannst. 

Wann der erste Eisprung nach der Geburt erfolgt, hängt davon ab, wie oft du dein Baby stillst. Sind die Abstände tagsüber nicht größer als vier Stunden, wird durch das milchbildende Hormon Prolaktin der Eisprung unterdrückt. Stillst du also dein Baby recht häufig, kannst du davon ausgehen, dass es ein paar Monate dauert, bis du wieder einen regelmäßigen Zyklus und Eisprung hast. Bei mir hat es insgesamt elf Monate bis zur ersten Regelblutung und 13 bis zum ersten Eisprung gedauert. 

Bedingungen für Unfruchtbarkeit nach LAM

Um nun aber von einer Unfruchtbarkeit durchs Stillen nach der LAM (Lactational Amenorrhoea Method) auszugehen, müssen ALLE nachfolgenden Bedingungen erfüllt sein:

  • Du hast keine Blutung nach der 8. Woche gehabt
  • Dein Baby ist nicht älter als sechs Monate
  • Du stillst voll, das heißt, dein Baby bekommt nichts anderes außer Muttermilch (auch kein Wasser oder Tee)
  • Dein Baby trinkt mindestens sechsmal am Tag und der Abstand ist nie länger als sechs Stunden (auch nicht nachts)
  • Das Baby hat keinen Schnuller, bekommt keine abgepumpte Milch und du nutzt auch keine Stillhütchen 

Trifft nur eine Bedingung nicht zu, ist nicht mehr zwingend Unfruchtbarkeit anzunehmen und du solltest gemäß der NFP Regeln in der Stillzeit verhüten. 

NFP in der Stillzeit 

Nach der Geburt ist jedoch nicht direkt davon auszugehen, dass volle Fruchtbarkeit besteht, auch hier gilt es, folgende Besonderheiten zu beachten: 

  • in den ersten 10 Wochen nach der Geburt ist generell von Unfruchtbarkeit auszugehen, es sei denn, es tritt eine Blutung nach der achten Woche auf
  • Ab der 11. Woche wird bis zur ersten Temperaturhochlage nur der Zervixschleim ausgewertet. Es erfolgt nicht wie sonst üblich eine Auswertung durch die Kombination von Zervixschleim und Temperatur. Hält man die nachfolgenden Regeln ein, ist dies ausreichend sicher

Regeln zur Auswertung des Zervixschleims

#1: Wird kein Zervixschleim wahrgenommen oder Trockenheit empfunden, ist von Unfruchtbarkeit auszugehen

#2: Wird Zervixschleim wahrgenommen oder Feuchtigkeit empfunden ist direkt von Fruchtbarkeit auszugehen. Diese endet erst wieder am vierten Abend nach dem Schleimhöhepunkt und nicht wie sonst üblich bereits am dritten Abend. 

#3: Ein Grundmuster der Unfruchtbarkeit ist auch anzunehmen, wenn nach der Geburt über einen Zeitraum von mehr als drei Wochen dauerhaft zäher, weißlicher, klebriger Zervixschleim wahrgenommen wird. 

#4: Sobald sich der Zervixschleim zu einer besseren Qualität verändert, ist Fruchtbarkeit anzunehmen. Verändert sich die Qualität wieder zum schlechteren, gelten die Regeln #1 und #2.

Die erste Temperaturhochlage nach der Geburt

Im Gegensatz zu den bekannten Auswertungsregeln der Basaltemperatur bei NFP, muss bei der ersten Hochlage nach der Geburt ein zusätzlicher vierter Wert (oder bei Anwendung der Ausnahmeregeln ein zusätzlicher fünfter Wert) abgewartet werden. Dieser muss aber nicht zwingend 0,2 Grad höher sein. 

Sobald die erste Temperaturhochlage nach der Geburt ausgewertet wurde, kann im nächsten Zyklus wieder ganz normal nach den bekannten NFP Regeln ausgewertet werden. 

Meine persönlichen Erfahrungen mit LAM und NFP in der Stillzeit

Unter Beachtung der wenigen einfachen Regeln ist LAM bzw. NFP in der Zeit nach der Geburt und Stillzeit sehr einfach und alltagstauglich. 

Leider habe ich die Rechnung ohne mein Kind und die vielen schlechten Nächte mit wenig Schlaf gemacht. Einen Zyklus habe ich es mit meinem alten normalen Thermometer probiert und schnell entschieden, so wird das nichts. Die Kurve war nicht mal annähernd auswertbar, weil ich jeden zweiten Tag den Wert klammern musste bzw. gar nicht erst zum Messen gekommen bin. 

Aus der Kinderwunschzeit kannte ich schon den trackle und ich dachte, das ist die Lösung, um hormonfreie zu verhüten in der Stillzeit, ein Sensor, der die ganze Nacht misst, unabhängig davon, wie gut bzw. schlecht die Nächte sind. Meinen detaillierten Erfahrungsbericht lest ihr hier.

hormonfrei verhüten stillzeit

Und was soll ich sagen, der erste Zyklus mit trackle war gezeichnet von sehr unruhigen Nächten durch Zähne, Schnupfen und Kita Eingewöhnung, aber: Ich hatte eine super ruhige und auswertbare Kurve. Unser Kind ist jetzt 15 Monate alt, schläft aber immer noch oft und unruhig. Das kann mir aber jetzt völlig egal sein, denn ich habe ja den trackle und muss mir nie wieder Gedanken um das morgendliche Messen und Störfaktoren durch unruhigen Schlaf machen. 

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Avatar für Annika Über den Autor

Annika ist 34 Jahre alt und Mama von zwei Söhnen. In der eigenen langen Kinderwunschphase hat sie sich viel Wissen im Bereich der Frauengesundheit angeeignet, das sie jetzt gerne mit unseren Leser:innen teilt.

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